Mozart Gedankenspiel
Donnerstag, 18. Mai 2006 18:00 Uhr

Wolfgang Amadé Mozarts Kompositionen sind ein Ausdruck voller Lebenskraft, geistreicher Verspieltheit und farbenprächtiger Gedankenvielfalt. Neben seinem „handwerklichen Können“ sind es wohl diese Eigenschaften, die uns immer wieder ins Träumen bringen, in Staunen versetzen, in Ehrfurcht erschaudern lassen, in Freude hochjubeln, in …

Was also liegt näher, als diese Farbenpracht und Lebensvielfalt seines kompositorischen Schaffens, sprich, seine Gedanken, in Szene zu setzen?
Und was liegt näher, als diese Gedanken mit Kindern darzustellen?
Kinder schöpfen aus ihrer vollen Lebensenergie. Aus ihnen sprudeln geradezu unzensuriert die wunderbarsten und wildesten Geschichten. Kinder sind genauso lebendig, quirlig und vielfältig wie es die Gedanken Mozarts gewesen sein mussten. Wahrscheinlich war es Mozarts schwierigste Aufgabe, diese Gedanken zu bändigen und sie manchmal hintan zu stellen, um seine Zuhörerschaft nicht zu überfordern.
Einen komponierenden Menschen in einem Theaterstück darzustellen, mag auf den ersten Blick gesehen nicht sonderlich interessant wirken. Manchmal sitzt er, manchmal geht er herum, summt, pfeift, spielt einige Takte am Klavier, schreibt, trommelt einen Rhythmus auf den Tisch, etc.
Stellt man jedoch seine Gedanken dar, so bieten sich alle Möglichkeiten seiner Welt. Wolfgang Amadé Mozart hat es zwar verstanden, seine Tagesverfassungen nicht in seinen Werken erkennen zu lassen, wenn sie nicht zum Charakter des Werkes passten, oder vielleicht hat ihm das Komponieren auch die Möglichkeiten geboten, aus nicht wenigen unerfreulichen Lebenslagen zu entfliehen, aber trotzdem musste er mit diesen Gedanken erst umgehen können, mit ihnen kämpfen, sich von ihnen losreißen, sie kunstvoll ins Werk einbauen.
Und das musste er schaffen als fünfjähriges Kind zu Hause unter den Fittichen seines Vaters, als Wunderkind auf seinen gewaltigen Musikreisen, als Bäsle-Briefe-Schreiber, der mit derben Worten nicht sparte, als Liebender, der sich kaum von seiner Angebeteten losreißen konnte, als Einsamer, der den Tod der Mutter nicht verhindern konnte, als Zorniger, der sich unbedingt von seinem Dienstgeber verabschieden wollte, als Erwachsener, der sich vom Vater abnabeln musste, als nervöser Auftragssucher, als eifersüchtiger Ehemann, als erfolgreicher Musiker, als fürsorglicher Vater, als Risiko liebender Spieler, als geheimnisvoller Freimaurer, als Not leidender Bettelbriefschreiber, als Sterbender ….,
als Mensch Wolfgang Amadé Mozart, dessen Gedankenwelt niemals die Lebendigkeit, die Quirligkeit und die Vielfältigkeit verlor, die wahrscheinlich nur Kinder authentisch auf die Bühne bringen können.

Christoph Matl


>> Workshop Mozart Gedankenspiel

Team

>> Christoph Matl, Leitung der Bühne und der Workshops, Erzähler und Komponist
>> Christina Renghofer, Klavier




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